Gut zu Huf - Gesund und Stark

Mit ihm steht und fällt die Pferdegesundheit: Der Huf , Foto Pixabay

Um den Pferdehuf gesund zu erhalten, bedarf es geeigneter Pflegemaßnahmen. Aber was macht einen gesunden Huf überhaupt aus? Worauf gilt es zu achten? Was kann getan werden, um langfristig dafür zu sorgen, dass keine Probleme auftreten? Und was ist zu tun, wenn wirklich einmal der Ernstfall einer Verletzung oder Erkrankung auftritt? Wir haben bei Experten nachgefragt und für Sie kompaktes Wissen und spannende Fakten zu gesunden Hufen zusammengestellt 

Der Huf, der alles trägt

Man muss es sich immer wieder einmal vergegenwärtigen: Der Huf des Pferdes wird von der Geburt an jeden einzelnen Tag seines Lebens das komplette Körpergewicht des Tieres tragen. Deshalb ist auch der Einfluss gesunder Hufe auf dem gesamten Organismus Pferd sehr groß. Ein Pferd muss „gut zu Huf“ sein, damit es ein pferdegerechtes Leben führen kann. Ohne einen gesunden Huf geht es nicht.

Das Hufhorn des Pferdes wächst um durchschnittlich acht Millimeter pro Monat. Das jedoch ist selbstverständlich ein Durchschnittswert. Das Wachstum wird durch unterschiedliche Faktoren begünstigt oder gehemmt. Hierzu gehört beispielsweise die Außentemperatur, denn im Winter wachsen Hufe generell langsamer. Auch die passende Fütterungspraxis hat Einfluss auf das Hornwachstum, ebenso wie die Faktoren Bewegung, Haltung, das Alter und der Gesundheitszustand des Pferdes sowie die richtige Handhabung bei der Pflege.

Gebildet wird der Huf auf Harthorn an den Sohlen sowie der äußeren Hornwand und Weichhorn, welches man am Strahl, der weißen Linie, dem Ballen sowie in der Glasurschicht und den Verbindungsschichten findet. Im Laufe der Evolution haben sich die Zehen, über die beispielsweise das Urpferd Eohippus verfügte, immer mehr zu einem einzigen Zeh, dem kompletten Huf, zurückgebildet. Überreste des ehemaligen Aufbaus des Pferdebeines findet man noch in der Kastanie, welche die Rückbildung eines Zehs ist.

„Insbesondere im Sommer spielt der Feuchtigkeitsgehalt des Hufes eine wichtige Rolle. Ist dieser stark reduziert, verringert sich die Elastizität des Hufes und er kann brüchig werden“, betont Uwe Lukas, der an der Tierklinik Telgte als Hufbeschlagschmied tätig ist. Der ideale Feuchtigkeitsgehalt des Hufes liegt bei 25 Prozent, so eine Studie der Universität Cambridge.

Mindesten alle sechs bis acht Wochen sollte jedes Pferd – egal welchen Alters – dem Hufschmied oder -bearbeiter vorgestellt werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es mit Eisen oder Barhuf unterwegs ist. In bestimmten Phasen, beispielsweise nach einer Erkrankung oder während der Umstellung auf Barhuf ist eine engmaschigere Begutachtung durch den Schmied bzw. zusätzlich den behandelnden Tierarzt sinnvoll.

Der ideale Feuchtigkeitsgehalt des Hufes liegt bei 25 Prozent, so eine Studie der Universität Cambridge.


Wie finde ich einen guten Schmied?

„Einige Kriterien helfen, einen wirklich guten Hufbearbeiter zu finden, erklärt Jan Gerd Rhenius, Lehrschmied aus Wedemark. „Das Gefühl des Halters sollte dabei nicht unterschätzt werden. Wenn man das Gefühl hat, dass es nicht passt, dann sollte man einen Wechsel nicht aus Bequemlichkeit scheuen. Grundsätzlich sind alle staatlich geprüften Hufbeschlagschmiede berechtigt, alle Arten von Beschlägen anzubieten. Die Veränderungen und Fortschritte auf dem Markt bedingen selbstredend eine regelmäßige Weiterbildung. Der ‚Erste Deutsche Hufbeschlagschmiedeverband‘, EDHV e.V., bietet beispielsweise unterschiedlichste Schulungen an, und viele engagierte Kollegen sind dort organisiert. Ein guter Hufbearbeiter sollte dem Kunden alle Aspekte seiner Arbeit erklären können, gegebenenfalls mit Tierärzten zusammenarbeiten, und einen Überblick über die auf dem Markt befindlichen Möglichkeiten haben. Sollte er ein Produkt oder eine Technik nicht anbieten können oder wollen, sollte er souverän genug sein, auch mal einen Kunden woandershin zu überweisen.“

Ein guter Hufbearbeiter sollte dem Kunden alle Aspekte seiner Arbeit erklären können, gegebenenfalls mit Tierärzten zusammenarbeiten! Jan Gerd Rhenius

Akute Hufgeschwüre heilen in der Regel schnell- ziehen aber manchmal langwierige Probleme nach sich, wie hier eine Hornhautkluft. (Foto Keralit)

Typische Hufverletzungen

Der Huf, auf dem das Pferd tagtäglich rund um die Uhr steht und läuft, ist trotz Schutz – etwa durch Eisen – nicht vor Verletzungen gefeit. Oftmals sind diese nicht zu verhindern, weil sie durch eine Verkettung von Umständen entstehen. Das tägliche Auskratzen der Hufe ist der Zeitpunkt, wenn eine kurze Hufkontrolle stattfinden sollte. Hier gilt es nicht nur Schmutz und drückende Steinchen zu entfernen, sondern den Huf auch auf Verletzungen, Risse und den Zustand des Beschlags, wenn vorhanden, zu kontrollieren. Insbesondere am Ballen und Kronenrand sind Verletzungen keine Seltenheit und können meist selbst mit einer Wundspüllösung und Jod versorgt werden. Bei größeren Wunden bzw. erkennbar deutlichen Problemen sollte jedoch ein Tierarzt hinzugezogen werden. Wichtig ist es, immer den Tetanusschutz im Auge zu behalten!

Krankmachende Tritte

Der Nagelritt bedeutet, dass sich das Pferd einen Nagel, Holzsplitter oder auch Steine fest eintritt. Verletzt werden kann dabei der Strahl, die Lederhaut, das Hufbein, aber auch das Hufgelenk oder die tiefe Beugesehne. Tückisch daran ist, dass die Pferde nicht immer sofort lahmen, sondern sich dies oft über Tage hinziehen kann oder sich die Problematik beispielsweise auch nur auf hartem Bodenbelag äußert. Auch wenn die Lahmheit nur temporär auftritt, sollte ein Tierarzt hingezogen werden. Um diesen gleich optimal zu informieren, kann der Pferdehalter vorab feststellen, ob der Huf wärmer ist als sonst, die Arterie stärker spürbar ist oder das Bein angeschwollen ist. Wird der Huf nicht rechtzeitig behandelt, können Infektionen als Folge auftreten.

Der Ballentritt entsteht, wenn das Pferd sich mit den Hinterhufen in die Vorderhufe tritt. Erfahrene Pferdehalter können den losen Teil des Horns bis zum gesunden Ansatz selbst beschneiden Danach muss die Wunde gereinigt und ein Wundverband angelegt werden. In der Folge ist genaue Beobachtung obligatorisch: Die Verletzung sollte innerhalb weniger Tagen abklingen. Ist dies nicht der Fall, muss der Tierarzt hinzugezogen werden.

Der Kronentritt ist eine Verletzung, bei der sich das Pferd in die Hufkrone tritt und dabei eine Verletzung des Saumbandes verursacht. Die Wunde muss sofort desinfiziert werden, danach ist eine Konsultation des Tierarztes sinnvoll, in jedem Fall, falls sich Fremdkörper im Saumband befinden. „Wenn ein Fremdkörper im Saumband steckt, sollte der Pferdehalter nüchtern abschätzen, was es sein kann und wie tief dieser im Huf steckt“, so Uwe Lukas. „Nicht selbst daran Hand anlegen, sondern das Pferd nicht mehr laufen lassen als nötig und es zum Tierarzt bringen, der dann eine Einschätzung des Schadens per Röntgenbild gibt.“

Helfen Hausmittel?

Kann man sein Pferd bei einer Verletzung oder Erkrankung des Hufes eigentlich mit Hausmitteln unterstützen bis der Tierarzt kommt? Können dadurch Schmerzen und Schwellungen gelindert werden? Wichtig zu wissen ist, dass kein Hausmittel der Welt dazu geeignet ist, eine Hufproblematik ohne tierärztliche Begutachtung zu heilen. Jedoch kann beispielsweise ein Kleieumschlag bei Hufgeschwüren ebenso unterstützen wie eine Kartoffelpackung. Bei Prellungen der Hufe können Kompressen mit Arnika oder Rosmarin unterstützen. Bei Verdacht auf viele Huferkrankungen (etwa Huflederhautentzündung) wirkt die Kühlung der Hufe mit kaltem Wasser oder Wasser mit Eisstückchen entzündungshemmend und schmerzlindernd.

Wichtig zu wissen ist, dass kein Hausmittel der Welt dazu geeignet ist, eine Hufproblematik ohne tierärztliche Begutachtung zu heilen.

 

Du bist, was du isst

Durch eine angepasste Fütterung kann der Pferdehalter die Qualität des Hufhorns positiv beeinflussen. Jedoch sollte zunächst durch eine Blutprobe des behandelnden Tierarztes abgeklärt werden, welche Zufütterung überhaupt notwendig ist.

„Jegliche Art der Zufütterung ist regional unterschiedlich“, betont Tierärztin Felicia Wehrenpfennig aus Verden. „In manchen Ecken Deutschlands ist das Gras beispielsweise selen- und zinkarm, sodass das Futter entsprechend angepasst werden muss, um für das Pferd eine optimale Versorgung zu gewährleisten.“

Ebenso wichtig: Ein weicher, sauberer, mistfreier und nicht allzu trockener Untergrund im Stall, Offenstall und Paddock. Vor allem Ammoniak setzt dem Hufhorn zu. Der Pferdehalter sollte Einstreumaterialien gewählt, welche möglichst saugfähig sind bzw. ist regelmäßiges, der Einstreuart angepasstes Misten Pflicht.

 

 

Er gehört zu den besten Hufschmieden Europas: Uwe Lukas, langjähriger Schmied an der Tierklinik Telgte, Ausbilder und Fachbuchautor. Foto: Privat

Drei Fragen an Uwe Lukas

Feuchter Huf und trockener Huf gelten als Eintrittspforte für Erkrankungen. Was kann man dagegen tun?

Wir wünschen uns alle einen ‚idealen Huf‘, aber aufgrund unserer verschiedenartigen Haltungsbedingungen ist dieser nur selten zu finden. Um feuchte Hufe zu vermeiden, sollte die Einstreu richtig gewählt werden oder im Offenstall eine entsprechende Drainage angebracht werden. Um von unten eindringende Feuchtigkeit zur vermeiden, sollten Sohle und Strahl etwa einmal pro Woche mit Pinien- oder Eukalyptushufteer dünn eingestrichen werden. Dies darf jedoch nur bei gesunden Hufen geschehen, um keine gegenteilige Wirkung in Gang zu setzen. Die Hornkapsel kann zudem mit Huföl eingepinselt werden, welches für eine gewisse Zeit das Eindringen von Feuchtigkeit verhindert.

Bei trockenen Hufen sind die Folgeerscheinungen oft problematischer. Der Huf verliert dadurch an Elastizität und kann einen Teil seiner physiologischen Eigenschaften nicht mehr vollständig erfüllen. Oft sind trockene Hufe eine Folge von zu exzessivem Gebrauch von Huffett. Weidegang im Sommer am Morgen, wenn diese noch vom Tau feucht ist, hilft trockenen Hufen.

Welche Huferkrankungen beobachten Sie besonders häufig?

Als Hufbeschlagschmiede haben wir mit einer Vielzahl von Huferkrankungen zu tun. Glücklicherweise sind wir heute mit der Unterstützung orthopädischer Beschläge in der Lage, bei vielen Problemen eine adäquate Unterstützung zu bieten und mit dem Tierarzt in dieser Hinsicht zusammenzuarbeiten. Strahlfäule ist sicherlich die Hufkrankheit Nummer eins. Erkennbar ist sie durch einen auffälligen, penetranten Geruch am Pferdehuf sowie dem Zerfall des Strahlhorns zu einem schmierigen, eitrigen Sekret. Darüber hinaus kommen Hufgeschwüre, Hufrehe, Hufkrebs, Hornspalten, Kronrandspalten, Hornsäulen, lose und hohle Hornwände sowie Saumbandentzündungen gängig vor und bedürfen entsprechender Behandlung durch Tierarzt und Hufbeschlagschmied.

Was würden Sie Pferdehaltern gern mit auf den Weg geben?

Leider ging in den vergangenen Jahrzehnten viel althergebrachtes, praktisches Wissen rund um den Pferdehuf verloren. Oft kann es sinnvoll sein, sich wieder auf Bewährtes zu besinnen und nicht immer wieder das Rad neu erfinden zu wollen und damit vermeidbare Fehler zu begehen, welche letztendlich dem Pferd schaden. 60 Prozent aller Erkrankungen beim Pferd betreffen laut der TiHo Hannover den Bewegungsapparat. Eine sorgfältige Hufpflege sowie eine qualifizierte Bearbeitung und Beschlag des Hufes sind bei der Vermeidung derartiger Probleme von großer Bedeutung. Die Anatomie unserer Pferde har sich über Jahrtausende kaum verändert. Wenn wir den anatomischen Vorgaben folgen, können unsere Pferde auf gesunden Hufen alt werden und ein zufriedenes, pferdegerechtes Leben führen.

 

Buchtipp: „Gesunde Hufe – kein Zufall!“ (Uwe Lukas, FN Verlag, Warendorf 2007)

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