Erste Deutsche Meisterschaften für Springreiter mit Handicap

 Sport

Süttenbach (psvhannover-aktuell). Erstmals in Deutschland fanden Anfang Juli deutsche Meisterschaften für Springreiter mit Handicap statt. Im Rahmen der Süttenbacher Reitertage lud die Familie Hufenstuhl zu Springprüfungen für Handicapreiter aus ganz Deutschland ein. Während in Frankreich und England entsprechende Prüfungen bereits seit Jahren im Rahmen internationaler 5-Sterne-Turniere stattfinden, gab es für reitsportbegeisterte Menschen mit Handicap hierzulande bislang nur die Möglichkeit, sich in der Dressur oder im so genannten Fahren zu messen.

Deshalb hat sich Anfang 2013 die Interessengemeinschaft Springreiten für Menschen mit Handicap gegründet und sich zum Ziel gesetzt, behinderten Menschen auch im Springreiten die Möglichkeit zu bieten, sich mit ihresgleichen zu messen. Inzwischen kann die IG auf gut zwanzig Mitglieder zählen und hat ein Regelwerk erarbeitet, mit Hilfe dessen erste regionale Prüfungen ausgerichtet wurden.

Mit der Ausrichtung der ersten Deutschen Meisterschaften für Springreiter mit Handicap hat die IG eine weitere Stufe erreicht, auf dem Weg zur nationalen und internationalen Anerkennung. War es anfangs noch schwierig Veranstalter für die gute Sache zu gewinnen, hat sich die Familie Hufenstuhl auf Anhieb bereit erklärt, die Deutsche Meisterschaft auf dem familieneigenen Gestüt auszuschreiben und in das dreitägige Prüfungsprogramm zu integrieren. So gab es neben einer Einlaufprüfung zwei titelrelevante Wertungsprüfungen und die Möglichkeit am Mannschaftswettkampf teilzunehmen – alles entsprechend dem auf den Seiten des DKThR (Deutsches Kuratorium für Therapeutisches Reiten) veröffentlichten Regelwerks.

Dass nur sieben Reiter antraten, war wohl vor allem den tropischen Temperaturen am vergangenen Wochenende geschuldet. Dennoch waren nicht nur die Teilnehmer selbst überaus begeistert, auch das Publikum und die Veranstalter waren beeindruckt von den sportlichen Leistungen. Aufgeteilt in zwei Grades, lagen die Teilnehmer nach der ersten Prüfung noch eng beieinander. Spannender wurde es in der zweiten Prüfung vor allem in Grade drei, wo erst das Zeitstechen die Entscheidung brachte. So wurden Carolin Hölzer und Christian Feigl jeweils erster in ihren Grades, Louisa Laimer und Dirk Marenbach belegten den zweiten Platz und Michael Wimme und Julie Betz landeten auf dem dritten Rang.

Und schließlich schaffte es die Mannschaft der Handicapreiter auch noch auf den vierten Platz der sieben Mannschaften in der Mannschaftsspringprüfung und stellte damit auch ihre Leistungsfähigkeit im Regelsport unter Beweis.

Mit großem Dank an die Familie Hufenstuhl nahmen die Reiter ihre Ehrungen entgegen. Sichtlich ergriffen hoben sie noch einmal hervor, welche Bedeutung diese Meisterschaft für die Anerkennung ihres Sports in Deutschland hat. Während Wettkämpfe in der Dressur und im Fahren bereits etabliert und sogar paralympisch sind, ist das Springreiten noch immer auf wenige so genannte Profile begrenzt, und Veranstalter und Institutionen stehen der Sportart noch skeptisch gegenüber. Dass es auch anders gehen kann, zeigen uns unsere europäischen Nachbarn. Dort finden entsprechende Wettkämpfe bereits seit Jahren statt und sind sogar für blinde Menschen integraler Bestandteil großer Reitsportveranstaltungen.

Mit diesen emotionalen Eindrücken und Erinnerungen will die IG weitere Reiter und Veranstalter für ihre Idee gewinnen und im nächsten Jahr bereits mit einem deutlich größeren Feld starten und damit auch dem Traum der Paralympics einen kleinen Schritt näher kommen.

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