Kann Deutschland es zu einer sagenhaften 14 machen?

 Tokio  Sport

Foto: FEI/Richard Juilliart

Deutschland hat eine lange und beeindruckende Bilanz in der olympischen Reitdressur. Seit der erstmaligen Einführung des Mannschaftswettbewerbs in Amsterdam (NED) im Jahr 1928, als die deutsche Mannschaft Schweden auf Silber und die Niederlande auf Bronze verwies, haben sie 13 der 20 olympischen Mannschaftswettbewerbe gewonnen. Und es sieht so aus, als ob Gold Nummer 14 gleich um die Ecke ist.

Die Niederlage gegen Großbritannien in London 2012 war der einzige Ausrutscher in einem ansonsten nahtlosen Lauf, der 1984 in Los Angeles begann, als die großen Reiner Klimke und Ahlerich den Siegesgalopp anführten. Trotz aller Störungen der letzten 18 Monate aufgrund der Covid-19-Pandemie und des Ausbruchs des Equinen Herpes-Virus (EHV-1) auf dem europäischen Festland kommt Team Deutschland als Titelverteidiger und starker Favorit zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio erneut.

Isabell Werth führt das Line-Up mit der Stute Bella Rose an und hält die Nummer eins der Welt. Und um die Stärke der deutschen Herausforderung zu untermauern, werden sie von den Weltranglisten zwei und vier, Jessica von Bredow-Werndl mit TSF Dalera BB und Dorothee Schneider mit Showtime FRH, unterstützt. Mit Helen Langehanenberg und ihrer Stute Annabelle in Reserve wirken sie wie eine unaufhaltsame Kraft.

Das für die diesjährigen Spiele eingeführte Drei-pro-Team-Format könnte sich jedoch als sehr einflussreich erweisen. Ein schlechter Tag für nur ein Teammitglied und die Geschichte könnte in der Tat ganz anders sein, denn jeder Ritt wird kritisch sein.

Dynamisches Duo


Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio holten Großbritannien Silber und die Niederlande Mannschaftsbronze und diesmal schicken die Briten wieder das dynamische Duo Charlotte Dujardin und Carl Hester, aber beide auf relativ unexponierten Pferden.

Dujardins Entscheidung, die 10-jährige Gio anstelle ihrer wesentlich erfahreneren 12-jährigen Stute Mount St John Freestyle zu nehmen, die im April in Hagen (GER) in Topform war und beim Heim-Nationalturnier Wellington (GBR) alles vor ihr fegte kam im Mai überraschend. Aber die Athletin, deren rekordverdächtige Partnerschaft mit dem inzwischen pensionierten Valegro dazu beigetragen hat, diesen Sport wie wenige vor ihr zu popularisieren, wird von der Evergreen Hester und Charlotte Fry mit Everdale unterstützt, und sie wird immer sehr wettbewerbsfähig sein.

Edward Gal mit Total US und Hans Peter Minderhoud mit Dream Boy leiten das niederländische Team, Patrik Kittel (Well Done de la Roche) führt das schwedische Aufgebot an und Steffen Peters (Suppenkasper) wird ein starker Anker für das Team USA sein. In der Zwischenzeit wird das Team Belgien ein wenig olympische Geschichte schreiben, da es zum ersten Mal seit 1928 antritt.

Bei den Einzeltiteln werden alle Augen auf die Dänin Cathrine Dufour und ihr fabelhaftes Pferd Bohemian gerichtet sein. Beim Hinspiel des FEI Dressage World Cup™ 2020/2021 auf heimischem Boden in Aarhus (DEN) erzielten die beiden einen Doppelsieg hintereinander und belegten die Deutschen Werth und von Bredow-Werndl auf den Plätzen zwei und drei.

Doch als die Covid-Pandemie lange genug zulies, um im Januar in Salzburg (AUT) eine weitere Etappe zu starten, zeigte von Bredow-Werndl mit ihrem Goldmedaillen-Partner der FEI World Equestrian Games 2018™ TSF Dalera BB ein ganz neues Leistungsniveau ist seitdem immer stärker geworden. Jetzt sieht dieses Paar im Kampf um den individuellen olympischen Ruhm eine echte Bedrohung für alle anderen aus.

Weniger offensichtlich


Bei Olympischen Spielen sind die Favoriten jedoch oft die weniger offensichtlichen. Ein typisches Beispiel dafür ist die Australierin Mary Hanna, deren Pferd Calanta als erstes Pferd Anfang letzter Woche in die Ställe im Baji Koen Equestrian Park in Tokio eintraf. Denn Pferdesportfans auf der ganzen Welt setzen ihre Herzen bereits hinter die zweifache Mutter und vierfache Großmutter, die mit 66 Jahren ihre sechste Olympiade in Angriff nimmt.

Abgesehen von den Spielen in Peking 2008 war sie seit 1996 Mitglied in allen australischen olympischen Dressurmannschaften, und das ist ein beachtlicher Rekord. Sie ist so stolz wie eh und je, neben Kelly Layne auf Samhitas und Simone Pearce mit Destano die Flagge ihres Landes zu hissen.

Bei den letzten Olympischen Spielen 1964 in Tokio war Baji Koen Austragungsort für Dressur, die damals noch eine ganz andere Sportart war. Im Grand Prix wurden die Wertungen nach jedem Ritt bekannt gegeben, und nach dem Ride-Off - der gefilmt und dann von den Richtern Frantisek Jandl, Gustaf Nyblaeus und Georges Margot nachgedacht wurde - mussten Publikum, Teams und Medien auf zwei warten Stunden vor Bekanntgabe der endgültigen Ergebnisse. Diesmal sollte es etwas schneller gehen!

Der Schweizer Spitzenreiter Henri Chammartin mit Woerman wurde schließlich zum Einzelsieger gekürt, und der Teamtitel ging an den Deutschen Harry Boldt mit Remus, Josef Neckermann mit Antoinette und Reiner Klimke mit Dux.

FEI-Press

Zum Seitenanfang