EM Wiener Neustadt: Sieben Medaillen für deutsche Nachwuchsspringreiter

 Kaya Lüthi wiederholt Vorjahreserfolg / Bronze für Guido Klatte.  Sport

Wiener Neustadt/AUT (fn-press). Mit schwerem Gepäck reisen die deutschen Nachwuchsspringreiter von den Europameisterschaften in Wiener Neustadt nach Hause. Mannschafts-Gold für die Children (U14) und Junioren (U18), Mannschafts-Silber für die Jungen Reiter (U21), dazu zwei Mal Silber und zwei Mal Bronze in der Einzelwertung. „Mit diesem Ergebnis können wir wirklich mehr als zufrieden sein“, sagte Bundestrainer Markus Merschformann.

Spätestens nach den Teamentscheidungen dürfte allen klar gewesen sein, dass mit den deutschen Springreitern auch im Finale zu rechnen ist. Das bewiesen als erste die U14-Reiter, die ihr Finale bereits am Samstag austrugen und die Plätze zwei bis vier unter sich ausmachten. In einem spannenden Stechen errangen Calvin Böckmann (Lastrup) mit Carvella Z und Piet Menke (Rastede) mit Cesha OLD Silber und Bronze.

Am letzten Tag der EM ging es dann für die Jungen Reiter und Junioren zur Sache. Parcourschef Frank Rothenberger stellte die potenziellen Europameister vor echte Herausforderungen. Speziell im ersten Umlauf des Junge-Reiter-Finales wurde die Rangierung kräftig durcheinandergeschüttelt. Am Ende konnten gerade einmal vier Paare mit „Doppel-Null“ gezählt werden, darunter die Vorjahres-Vizeeuropameisterin Kaya Lüthi (Aach) mit Pret a Tout und Guido Klatte (Lastrup) mit Qinghai. Beide machten dadurch einen gewaltig Sprung nach vorne – bis auf die Podestplätze. "Das war eine coole Sache. Beide Pferde sind richtig gut gesprungen, man merkte den beiden Reiter einfach die Routine an",sagte Markus Merchformann.

Lediglich an Ebba Larsson mit Waterford kam das deutsche Duo nicht vorbei. Die Schwedin beendete beide Finalrunden wie schon alle Springen zuvor tadellos, hatte damit am Ende nur 2,6 Strafpunkte auf ihrem EM-Konto und gewann die Goldmedaille. Sowohl Kaya Lüthi als auch Guido Klatte hatte es dagegen einmal im zweiten Umlauf des Nationenpreises „erwischt“. Mit 6,1 Strafpunkten landete Lüthi, die seit April als Bereiterin im Stall von Otto Becker in Sendenhorst arbeitet und trainiert, wie schon im Vorjahr auf dem Silberrang. Knapp dahinter belegte der aktuelle Deutsche Meister Guido Klatte mit 7,57 Minuspunkten auf Platz drei. Anders als seine vier Mitstreiter in Wiener Neustadt hat er die Chance, dieses Ergebnis im kommenden Jahr zu verteidigen. Alle anderen stehen aus Altersgründen vor dem Wechsel ins Seniorenlager. So auch Niklas Krieg (Villingen-Schwenningen), der 2015 das fünfte Mal in Folge für Deutschland an den Start ging. Er hatte vor dem Finale noch vor Lüthi und Klatte gelegen, fiel jedoch mit insgesamt drei Abwürfen auf Rang 17 (17,52) zurück.

Noch härter traf seinen langjährigen Teamkollegen Maurice Tebbel (Emsbüren). Der Vorjahrs-Mannschafteuropameister hatte mit zwei Nullrunden maßgeblich zum aktuellen Teamsilber beigetragen – trotz eines kürzlich erlittenen Schlüsselbeinbruchs – und startete mit seinem erst achtjährigen Hengst Chacco’s Son von Platz zwei ins Finale. Doch schon im ersten Umlauf folgten auf einen Patzer zwei weitere. „Sein Pferd wirkte jetzt am Ende etwas müde“, erkläret Equipechefin Heidi van Thiel. Der 21-Jährige verzichtete daher auf die zweite Runde, ebenso wie Einzelreiterin Angelina Herröder (Büttelborn), die nach zwei Fehlern im ersten Umlauf aufgegeben hatte.

Bei so viel Medaillen wäre es wohl etwas zu viel gewesen, hätte es auch bei den Junioren noch mit einer Einzelmedaille geklappt. Dabei sah es hier besonders gut aus, denn Teresa Ripke aus dem schleswig-holsteinischen Steinfeld ging als Führende und Letzte in den letzten Umlauf des Finales. Gerade einmal 2,59 Strafpunkte hatte sie bis daher auf dem Konto. Im entscheidenden Moment kam Calmado jedoch gleich zwei Mal gegen die Stangen – einmal zu viel für den Titel. Das Paar landete auf Platz fünf der EM-Wertung. „Das war einfach schade. Teresa stand natürlich sehr unter Druck. Aber es war kein Reiterfehler, es fehlte eben wirklich das letzte Quäntchen Glück“, sagte Markus Merschformann.

Neue Junioreneuropameisterin wurde Camille Conde Ferreira aus Frankreich mit Pirole de la Chatre mit einem Endstand von 6,94 Strafpunkten vor dem Briten Harry Charles mit Vivaldi du Dom, dem es als einem von wenigen gelang, in beiden Umläufen fehlerfrei zu bleiben (7,5). Die Bronzemedaille sicherte sich dessen Landsfrau, die ehemalige Ponyeuropameisterin Millie Allen mit Balou Star (9,67).

Als zweitbester deutscher Junior beendete Philipp Houston (Leichlingen) mit Kannella die EM auf Platz 13 (15,22 Strafpunkte). Er kassierte wie auch der Preis-der-Besten-Sieger Christoph Maack aus Kirch Mummendorf mit Dyleen einen Abwurf im ersten Umlauf, blieb danach aber fehlerfrei. Maack hingegen patzte in der zweiten Runde gleich zwei Mal und beendete seine EM-Premiere mit 18,08 Strafpunkten auf Platz 21. Leonie Krieg (Villingen-Schwenningen) verzichtete mit Champerlo nach einem Abwurf im ersten Umlaufs auf einen weiteren Start.

„Was war das für eine Europameisterschaft, mit solchen Leistungen“ sagte Heidi van Thiel. „Wir hatten mit der Lake Arena allerdings auch Topbedingungen.“ Auf der Reitanlage von Michael Steinbrecher und seiner Lebensgefährtin, der ehemaligen deutschen Vizemeisterin Kathrin Müller, findet jährlich ein rundes Dutzend Turniere statt. Neben einem professionellen Management erwartete die beinahe 300 EM-Teilnehmer aus über 30 Nationen und deren Anhang eine weitläufige Reitanlage mit großem Springplatz, festen Boxen für alle Pferde, einer denkwürdigen Eröffnungsfeier und – einem eigenen Badesee. Bei den hochsommerlichen Temperaturen also genau das Richtige…

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