André Thieme ist der neue Europameister 2021

 Riesenbeck  Sport

Fuchs, Thieme, Fredricson - EM-Medaillengewinner 2021 (Foto: Sportfotos Lafrentz)

Es war der krönende Abschluss eines fantastischen Wochenendes bei der Longines FEI Jumping European Championship 2021 in Riesenbeck. Nach zwei hoch spannenden Umläufen stand fest: Der neue Europameister der Springreiter heißt André Thieme und zu verdanken hat er das seiner Superstute DSP Chakaria.


Silber ging an den Titelverteidiger und frisch gebackenen Mannschaftseuropameister aus der Schweiz, Martin Fuchs, mit Leone Jei. Bronze holten Peder Fredricson und Catch Me Not S nach Schweden. 24 Paare waren angetreten zum furiosen Finale der Longines FEI Jumping European Championship 2021. Schon der erste Umlauf hatte es in sich. Zwölf Hindernisse mit einer drei- und einer zweifachen Kombination warteten auf die Paare, also 15 Sprünge. Insbesondere auf der letzten Linie hatte Parcoursbauer Frank Rothenberger knifflige Aufgaben gestellt, die diverse Opfer forderten. Auch der bis dato Führende Martin Fuchs kam nicht ohne Hindernisfehler aus dem Parcours. Anders André Thieme und DSP Chakaria. Sie waren souverän null geblieben und gingen damit vor dem zweiten Umlauf in Führung. Dann Teil B des Finales. Noch einmal zehn Hindernisse inklusive einer dreifachen Kombination, also zwölf Sprünge, an denen noch etwas passieren konnte.


Hier traten nur noch die zwölf besten Paare der vier vorangegangenen Umläufe an. Die Fehler häuften sich. Albführen’s Maddox, der Wallach von Mannschaftseuropameister Steve Guerdat (SUI), konnte sich so gar nicht mit der Mauer anfreunden und schied aus. Der Shooting Star dieses Turniers, die Griechin Ioli Mytilineou, deren Levis de Muze bis dato noch nicht einen einzigen Fehler gemacht hatte, bekam keine Distanz zur dreifachen Kombination. Ganz Pferdefrau verzichtete die 24-Jährige danach auf die Fortsetzung des Parcours. Der Einsprung „der Dreifachen“ war es auch, der bei Favorit Martin Fuchs und Leone Jei fiel. Trotzdem ging Fuchs zunächst in Führung.  


Der nächste, der die Startlinie kreuzte, war Peder Fredericson. Der Schwede war Zweitbester nach dem ersten Teil des Finales gewesen. Niemand hätte gedacht, dass der Mannschaftsolympiasieger und Einzel-Zweite von Tokio mit seinem Catch Me Not S noch einen Fehler in diesem Finale machen würde. Doch es erwischte das Paar schon an Hindernis zwei. Da Fuchs ja aber auch einen Abwurf hatte, änderte sich an der Rangierung nichts.  Dann kam André Thieme als letzter Starter der EM in Riesenbeck.


Das Gold war zum Greifen nah. Die Fehler seiner Vorreiter hatten ihm sogar noch etwas Luft verschafft. Einen Abwurf konnten er und Chakaria sich leisten. Zwei Zeitfehler durften auch noch hinzukommen. Mehr aber nicht. Thieme ritt an. Hindernis eins, zwei, drei, vier – alles kein Problem. Anders als die Konkurrenten sprang Chakaria immer noch kraftvoll. Dann die dreifache Kombination. Die Stange am Einsprung fiel. Das Publikum stöhnte kollektiv auf. Danach wurde es sofort wieder mucksmäuschenstill.


Und Thieme behielt die Nerven. Ganz cool ritt er den Parcours zu Ende und als er den letzten mächtigen Oxer überwunden hatte, brandete der begeisterte Jubel der 3250 Zuschauer im Corona-konform ausverkauften Stadion von Riesenbeck auf. Am lautesten applaudiert hat der persönliche Fanclub des Mecklenburgers, seine Fußballmannschaft, die gekleidet in „Team Thieme“ T-Shirts ihren Superstar die Woche über unterstützt haben.


Thieme ist der zwölfte deutsche Europameister seit 1957 und der erste aus den neuen Bundesländern. Ein historischer Erfolg! Thieme: „Dieser Sieg ist definitiv etwas Besonderes! Als ich das erste Mal das Hamburger Derby gewonnen habe, dachte ich, das sei das Beste, was mir je passiert ist. Genauso ging es mir als wir den Eine Million Dollar Grand Prix gewonnen haben (Anmerkung: in den USA). Aber emotional, für alle hier in Deutschland und für meine Familie ist nichts mit dem Sieg hier heute zu vergleichen.“ 


Ein emotionaler und großer Erfolg waren diese Tage aber nicht nur für Thieme, sondern auch für das Team von Riesenbeck International, das seine Feuerprobe als Championatsgastgeber mit Bravour bestanden hat. Martin Fuchs nutzte die Gelegenheit bei der abschließenden Pressekonferenz, um sich bei Ludger Beerbaum im Namen der Kollegen für die Ausrichtung dieses fantastischen Turniers in schwierigen Zeiten zu bedanken: „Du bist die inspirierendste Persönlichkeit dieses Sports. Hinter deinem Rücken nennen wir dich eine Legende. Dass du diese Anlage gebaut hast und dieses Turnier ausgerichtet hast – wir wissen deinen Einsatz wirklich zu schätzen! Es gab niemanden, der nicht begeistert war.“

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