DOKR-Trainerakademie: Trainer müssen auch rhetorisch fit sein - Interview mit Dr. Michael Welke

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Trainer sein heißt mehr als Unterricht geben

Trainer im Pferdesport müssen heute mehr können, als in der Bahn stehen und Unterricht erteilen. Speziell die kommunikativen Herausforderungen an den modernen Ausbilder sind deutlich gestiegen. Wie man damit umgeht, verrät Rhetorik- und Managementtrainer Dr. Michael Welke, einer der Referenten der DOKR-Trainerakademie. FN-aktuell sprach mit ihm über die rhetorischen Besonderheiten im Pferdesport und den Schlüssel erfolgreicher Trainer-Kommunikation.

FN-aktuell: Herr Welke, Trainer müssen in erster Linie fachlich kompetent sein. Wieso ist ein guter Trainer auch rhetorisch fit?

Dr. Michael Welke: Erfolgreiche und gute Trainer erfüllen drei Rollen, für die rhetorische Kompetenz entscheidend ist. Erstens: Der Trainer als Vorbild, an dem sich die Sportler orientieren können – auch kommunikativ. Schließlich beeinflusst die Sprache meines Trainers auch mein Denken und Sprechen. Zweitens: Der Trainer als Motivator, der die richtige Ansprache findet. Drittens: Der Trainer als Überzeuger, der in Verhandlungen mit Eltern, Dienstleistern und Sportlern punktet.

FN-aktuell: Welche rhetorischen Besonderheiten sehen Sie im Pferdesport?

Welke: Der Pferdesport, vor allem der Spitzenpferdesport, umfasst viele Schattierungen rund um die Kommunikation des Trainers. Für den Trainer im Pferdesport gilt es nicht mehr nur, in der Reithalle seinen Schüler zu motivieren, sondern um die richtige Ansprache in vielen verschiedenen Situationen. Leistungstrainer müssen zum Beispiel oft Rede und Antwort stehen, mit Eltern umgehen, aber auch Pressestatements abgeben oder Gesellschaftsreden bei festlichen Anlässen halten. Ein wichtiger Punkt ist zudem die Business Rhetorik: Trainer verwalten Teams, sind häufig aber auch Stallmanager und kommunizieren mit vielen Dienstleistern. Pferdesport ist ein Geschäft und gute Trainer wollen auch im Management rhetorisch überzeugen.

FN-aktuell: Gibt es spezielle Rhetorikmuster, die es als Trainer gilt, zu durchbrechen?

Welke: In manchen Sportarten werden bestimmte Trainerklischees, wie z.B. polemisches Anschreien, gern gesehen – zum Beispiel im Boxen. Als Trainer muss ich aufpassen, ob diese Klischees in meiner Sportart gefragt sind. Im Pferdesport halte ich dieses Klischee zwar an einigen Stellen für verbreitet, aber selten gefragt. Ein Trainer muss beobachten können und dann seine rhetorische Strategie produzieren. Wenn ich eine wilde, selbstbewusste Person vor mir habe, kann ich natürlich anders mit ihr sprechen, als mit einer schüchternen, zurückhaltenden Person. Viele Signale zeigen den Weg für die richtige Ansprache, darauf muss ich als Trainer achten.

Das Interview führte Laura Schwabbauer

Zur DOKR-Trainerakademie:

Die DOKR-Trainerakademie wurde 2017 mit Unterstützung der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport und der Liselott und Klaus Rheinberger Stiftung gegründet, um den Pool an Trainern für die Kadermitglieder aller Altersklassen zu vergrößern. Zum Adressatenkreis zählen grundsätzlich alle auf Bundes- oder Landesebene im Spitzensport tätigen Trainer und Berufsreiter und solche, die sich auf dem Weg dorthin befinden. Alle Weiterbildungsmöglichkeiten der DOKR-Trainerakademie unter:

www.pferd-aktuell.de/trainerakademie/weiterbildungsmoeglichkeiten/weiterbildungsmoeglichkeiten

(fn-press)

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