„China hat ein riesiges Potenzial für die gesamte Pferdeindustrie.“

 Interview mit Ludger Beerbaum über das Longines Equestrian Beijing Masters.  Service

Foto: Ludger Beerbaum - Fotograf: Longines Equestrian Beijing Masters.

Vom 23. bis zum 25. Oktober findet zum fünften Mal das Longines Equestrian Beijing Masters im Pekinger Olympiastadion „Bird’s Nest“ statt. Ludger Beerbaum ist auch diesmal wieder als Mitorganisator dabei und wird außerdem zusammen mit elf internationalen Topreitern gegen die besten Reiter Chinas antreten. Im Interview erzählt Deutschlands Springreiter-Legende, wie es zu seinem Engagement in Peking kam und wie er mit dem Beijing Masters den Pferdesport in China vorantreiben möchte.

2011 fand das Longines Equestrian Beijing Masters zum ersten Mal statt. Zusammen mit der Aachener Reitturnier GmbH waren Sie schon von Beginn an als Mitorganisator dabei. Wie kam es zu diesem Projekt?
Nach Olympia 2008 hatten einige chinesische Reiter und der Pferdesportverband in China, die Chinese Equestrian Association, großen Spaß am Springsport bekommen. Da ich im Vorfeld der Olympiade schon als Trainer in China involviert war, lag es nahe, mich auch später zu engagieren: Mein Anreiz war der Glaube an ein Land, das riesiges Potenzial für die gesamte Pferdeindustrie hat.

Und was wäre besser geeignet, um die Pferdeindustrie in China voranzutreiben, als ein internationales Reitturnier! Das Beijing Masters unterscheidet sich in seinem Konzept dennoch erheblich von den Turnieren, die wir beispielsweise aus Europa kennen…
Richtig, denn aufgrund der Quarantänebestimmungen dürfen ausländische Reiter ihre Pferde nicht nach China ein- und wieder ausführen, wenn diese im Land mit anderen Pferden aus China in Berührung kommen. Deshalb treten die internationalen Reiter auf Leihpferden gegen nationale chinesische Reiter an.

Nicht mit den eigenen, sondern mit fremden Pferden bei einem Turnier zu starten, ist für die internationalen Reiter eine besondere Herausforderung. Wie funktioniert denn die Einteilung der Pferde?
Ich kenne die Pferde und habe schon im Vorfeld einen Plan, welches zu welchem Reiter passen könnte. Am ersten Tag werden die Pferde von den Reitern probegeritten, um zu sehen, wer wie gut mit dem jeweils zugeteilten Pferd zurechtkommt. Danach kommen die Reiter zu mir und wir entscheiden gemeinsam, wer letztendlich welches Pferd reitet.

Offenbar sind die Reiter mit ihren Leihpferden zufrieden, denn sie kommen gerne wieder: Scott Brash, die Nummer eins der Weltrangliste, Doppel-Welt- und Europameister Jeroen Dubbeldam, Frankreichs Top-Amazone Penelope Leprevost oder auch Rolf Göran Bengtsson aus Schweden sind zum Beispiel auch in diesem Jahr wieder dabei. Die Topreiter sind geblieben, das Konzept auch, und trotzdem hat sich das Masters in den vergangenen Jahren sehr verändert. Was hat sich alles seit 2011 getan?
Insgesamt hat sich der Reitsport in China in der Zeit weiterentwickelt. Auf allen Ebenen herrscht mehr Professionalität, das beginnt in der Haltung der Pferde und reicht über die Ausrüstung von Pferd und Reiter bis zu den Turnierbedingungen und natürlich auch zum Reiten an sich. Das Masters hat inzwischen internationales Drei-Sterne-Niveau erreicht, auch hier geht es von Jahr zu Jahr immer professioneller zu. Es ist zwar noch zu früh, um beurteilen zu können, ob unser Konzept der Kontaktknüpfung zwischen chinesischen und internationalen Reitern aufgegangen ist. Aber es gibt definitiv ein gesteigertes Interesse der Chinesen am Spitzensport.

Wo wollen Sie mit dem Beijing Masters hin? Was ist Ihr langfristiges Ziel?
Wir wollen unseren Sport in China aufbauen und langfristig etablieren. Wie viel Zeit es noch braucht, um dieses Ziel zu erreichen, ist schwer abzusehen, aber mit jedem Masters gehen wir einen Schritt nach vorne, wollen das Turnier immer besser und attraktiver machen, für die Sportler genauso wie für die Zuschauer. In diesem Jahr haben wir zum Beispiel einen neuen Wettbewerb, in dem ein internationaler Reiter mit zwei chinesischen Reitern gemeinsam als Team gegen andere Mannschaften antritt. Man darf sich also auf ein buntes Programm freuen, bei dem sich chinesische Reiter und Reiter aus der ganzen Welt messen.

 
Über das Longines Equestrian Beijing Masters:

Bei dem Longines Equestrian Beijing Masters vom 23. bis 25. Oktober im Pekinger Olympiastadion treten die 22 besten Reiter der chinesischen Jahresrangliste gegen zwölf internationale Topreiter an. Im vergangenen Jahr erzielte die Live-Übertragung des Longines Grand Prix im chinesischen Staatsfernsehen CCTV eine der höchsten TV-Zuschauerzahlen der Pferdesport-Geschichte.  Ein Millionenpublikum verfolgte vor dem Fernseher, wie der Franzose Kevin Staut das Stechen vor Ludger Beerbaum und der Schweizerin Jane Richard Philips für sich entschied.
Auch in diesem Jahr wird das Beijing Masters im TV übertragen, für das europäische Fernsehen sendet Eurosport am Finalsonntag, den 25.10., aus dem „Bird’s Nest“.

PM Longines Equestrian Beijing Masters

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