Boy's Day in Warendorf: Nachwuchsvoltigierer trainierten bei Drewell und Rengel

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Zehn Jahre Jungen-Förderung im Voltigieren

Im Pferdesport gehören Jungen und Männer einer Minderheit an. Das gilt auch fürs Voltigieren. Bereits vor zehn Jahren hat Bundestrainerin Ulla Ramge einen „Boy’s Day“ eingerichtet: einen Lehrgang ausschließlich für den männlichen Nachwuchs und unter männlicher Leitung. Zehn junge Voltigierer nutzten jetzt die Chance, sich beim Europameister von 2015 und zweimaligen Weltcup-Sieger Jannis Drewell  (Steinhagen) und Perspektivgruppenmitglied Miro Rengel (Köln) Tipps für ihr weiteres Training abzuholen. Dazu ein Interview mit Jannis Drewell und Ulla Ramge:

Wie kam es zu den Lehrgängen und wer kann teilnehmen?
Ulla Ramge: „Noch bevor das Junior-Championate international eingeführt wurde, haben wir uns in Deutschland um die Altersklasse U18 gekümmert, weil es für sie bis dato kein Wettkampfsystem gab. Dafür mussten wir aber speziell bei den Jungen wissen, ob es überhaupt welche gibt. Ich hatte damals die Kasseler Studie der Deutschen Reiterlichen Vereinigung verfolgt, aus der sich ergibt, dass gerade die jüngeren Herren am liebsten unter sich trainieren. Diese Idee habe ich 2008 aufgegriffen. Damals wie heute haben wir dazu alle Landestrainer angeschrieben und gebeten, uns talentierte Nachwuchsvoltigierer zu benennen. Den noch größeren Erfolg hatten wir in diesem Jahr allerdings durch einen Aufruf im Internet über Social Media.“


Welches Niveau hatten die Teilnehmer am jetzigen Lehrgang? 
Jannis Drewell: Von A-Einzel bis Juniorteam war alles dabei. Ursprünglich war der Lehrgang eher für die 14- bis 16-Jährigen gedacht, aber haben wir den Lehrgang auch für Jüngere aufgemacht. Gerade unter denen waren echte Talente darunter, auch wenn sie natürlich noch auf einem niedrigen Level unterwegs sind. Es geht bei diesem Lehrgang ja ums Talentscouting. Also nicht so sehr darum, was die Teilnehmer schon können, sondern darum, was in Zukunft zu holen ist.“

Wie lief das Training ab?
Jannis Drewell: Miro und ich haben jeweils eine Einheit, als eine Dreiviertelstunde, mit jedem Einzelnen an einem der drei ‚Movies‘ (Anm.: einem motorisierten, „galoppierenden“ Holzpferd“) oder mit dem eigenen Pferd trainiert. Dazwischen haben die Teilnehmer die Zeit genutzt, um selbständig zu trainieren oder sich mit den anderen austauschen. Da haben sich schnell Gruppen gefunden, die Stimmung war gut.“


Herr Drewell, Sie haben selbst an einem solchen Jungen-Lehrgang teilgenommen. Welche Erinnerung haben Sie daran?
Jannis Drewell: Das war der erste Lehrgang dieser Art. Was daraus geworden ist, sieht man ja (lacht). Für mich war es damals auch das erste Mal, dass ich mit dem Bundesleistungszentrum in Kontakt gekommen bin und Voltigieren als Leistungssport erlebt habe.“
Ulla Ramge: Jannis ist übrigens nicht der Einzige, der über diese Schiene in den Sport gekommen ist. Auch Miro war damals dabei, aber auch Thomas Brüsewitz, Jannik Heiland, Torben Jacobs und Johannes Kay, also die meisten unserer heutigen Topvoltigierer.“


Studien haben gezeigt, dass Jungen vom Pferdesport oft abgeschreckt werden, weil sie immer nur auf Mädchen treffen. Wie kam das jetzt bei dem Lehrgang an, dass sie nur unter sich waren?
Jannis Drewell: Die Jungs, die hier mitmachen, sind ja schon voll dabei. Aber es motiviert natürlich schon dranzubleiben, wenn man feststellt, ich bin ja nicht der Einzige.
Ulla Ramge: „Und es motiviert auch, wenn sie entsprechende männliche Vorbilder erleben, wie hier mit Jannis und Miro.


Was ist das Ziel des Lehrgangs? Und was ist der nächste Schritt?
Ulla Ramge: Zum einen dient der Lehrgang der Bestandsaufnahme. Einige der 14-16-Jährigen werden wir jetzt in das neue Nachwuchsförderprogramm aufnehmen. Und auch die Jüngeren wollen wir auf jeden Fall im Auge behalten. Viele kommen aus leistungsstarken Vereinen und sind dort vor allem in der Gruppe aktiv. Ihnen wollen wir das Einzelvoltigieren nahelegen. Vielleicht wird es schon im Herbst einen zweiten Lehrgang für sie geben. Und auf jeden Fall werden wir einen Jungen-Lehrgang in der jetzigen Form im kommenden Jahr wiederholen, um möglich viele der Talente im Lande kennenzulernen.“
(fn-press).

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