Sicherheit Vielseitigkeit: Deutschland bleibt Vorreiter

 Warendorf  Service

Symbolfoto

Sensibilität steigt weltweit 

„Ich denke, es ist nicht vermessen, Deutschland als Vorreiter zu bezeichnen, wenn es um Fragen der Sicherheit in der Vielseitigkeit geht“, sagt Philine Ganders-Meyer. Mit dieser Erkenntnis kehrte die Koordinatorin des Deutschen Olympiade Komitees für Reiterei (DOKR) vom jährlichen Risk Management Forum des Weltreiterverbandes (FEI) aus Lausanne zurück. Hier tauschen sich regelmäßig Experten aus 27 Nationen über die neuesten Entwicklungen und Erkenntnisse aus. „Kaum eine Nation hat in den letzten Jahren so viel in Bewegung gesetzt wie wir. Das gelingt uns aber nur, weil wir ein Netzwerk mit sehr engagierten Experten haben und dank der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport und des Benjamin-Winter-Spendenkontos über ein Budget verfügen, um gute Ideen auch in die Tat umzusetzen“, so Ganders-Meyer.

Der Erfolg lässt sich auch in Zahlen ablesen. So gab es in den letzten zwei Jahren in Deutschland ein Drittel weniger Pferdestürze als im weltweiten Vergleich, bezogen auf die Anzahl der Starts. Erfreulich sind die Zahlen im nationalen Bereich. „Der Anteil an gefährlichen Rotationsstürzen und Pferdestürzen am Hindernis ist in den vergangenen fünf Jahren um mehr als Hälfte zurückgegangen“, sagt Philine Ganders-Meyer. Speziell im Einsteigerbereich (Klasse E und A) sind schwere Stürze die absolute Ausnahme. „Natürlich gibt es auf diesem Niveau öfter mal ‚Herunterfaller‘. Aber das gehört zum Reiten einfach dazu, bis ein sicherer Sitz für alle Situationen - auch außerhalb des Vielseitigkeitsreitens – gelernt ist. Wichtig ist, dass dabei niemand, weder Reiter noch Pferd, zu Schaden kommt.“

Grund für den positiven Trend ist ein ganzes Bündel an Maßnahmen, die die Task Force Sicherheit Vielseitigkeit in den vergangenen Jahren ergriffen hat. „Hundertprozent sicher kann es leider nicht geben, aber wir setzen alles Machbare daran, die Vielseitigkeit so sicher wie möglich zu machen“, sagt Ganders-Meyer. Einer der Arbeitsschwerpunkte der Task Force ist der Geländeaufbau. Hier hat sich in den vergangenen Jahren viel getan bezüglich Linienführung, Hindernistypen und -profilen. Alle Erkenntnisse sind in der Neuauflage der Geländeaufbau-Broschüre zusammengefasst, die kostenlos aus dem Internet heruntergeladen werden kann und auch in gedruckter Form zu beziehen ist. Ein besonderes Kapitel sind in diesem Zusammenhang die deformierbaren Geländehindernisse. „Neben dem mittlerweile nahezu flächendeckenden Einsatz der bewährten MiM-Systeme ist der Erfindergeist bei uns in Deutschland außergewöhnlich groß“, sagte Ganders-Meyer. Aktuell warten Prototypen des „Klengel“-Systems, umklappbare Baumstämme und mit Magneten gehaltene Eckensprünge darauf, in der Praxis eingesetzt und auch international zertifiziert zu werden. In Baden-Württemberg arbeitet Professorin Antje Katona von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart am Campus Horb daher mit einer eigens gebauten Pendel-Anlage, mit der solche Hindernisse unter Standardbedingungen getestet werden können.

Das deutsche Sicherheits-Paket enthält aber auch diverse Schulungs-Maßnahmen, insbesondere der verantwortlichen Turnierfachleute. Ein jährliches Fachleute-Treffen sorgt dafür, dass sich alle auf dem neuesten Stand der Entwicklungen befinden. Und seit vergangenem Jahr gibt es eine eigene App, die über alle Aufgaben eines Hindernisrichters – von der Organisation der Geländestrecke, Bewertung der Hindernisse, bis hin zur Funkkommunikation und zum Verhalten im Ernstfall – informiert. Sie ist in den App-Stores unter der Bezeichnung „Hindernisrichter-Training“ erhältlich.

Der wichtigste Aspekt für sicheres Geländereiten ist und bleibt jedoch die solide Ausbildung von Reiter und Pferd. Regelmäßiges Training und die eigene Fitness sind durch nichts zu ersetzen. Aktuelle Trainingstipps gibt eine im FNverlag erhältliche Lehr-DVD von und mit Ex-Bundestrainer Chris Bartle, der auch für die Entwicklung des ersten Balancelehrgeräts „Rock on Ruby“ verantwortlich zeichnet. Auch dessen Nachfolgemodell, der „Rocking Movie“ von Peter Höppner, Erfinder des Voltigier-Movies, ist bereits als Prototyp in Warendorf im Test. Denn auf den sicheren Geländesitz kommt es an. Diesen legen auch die hochkarätigen Ausbilder bei den verschiedenen „Start-frei-im-Cross dabei"-Jugendseminaren den Teilnehmern ans Herz. Mittlerweile konnten rund 1.500 Jugendliche und ihre Trainer von diesen Seminaren profitieren und ihre Kenntnisse bezüglich Ausbildung, Falltraining und sicherer Ausrüstung vertiefen. Hb

(fn-press)

Zum Seitenanfang